Erläuterungsbericht |
Deutsche
Bibelstiftung Stuttgart -Verlags- und Druckereigebäude Planungsgruppe Prof. Dr.-Ing.
D. Sommer Karlsruhe-Wien, Architekten Architekten Planung: Degenhard Sommer, Projektleitung Edwin Bopp, MA Albrecht Bedal Bauleitung: Schmidt +
Kasimir Karlsruhe Statik: Peter Krol
Bruchsal Haustechnik: Janz +
Partner Mainz Tiefbau: King + Weber
Karlsruhe Bauakustik: l. T. A. Wiesbaden Planung: 12 Monate
(1978/79) Bauzeit: 14 Monate (1979/80) Im September 1812 schlössen sich ein Staatsminister, einige Pfarrer, ein paar Männer der Verwaltung, ein Handwerker und eine Schar trefflicher Kaufleute zu einer Gesellschaft zusammen, die die Bibel in Luthers Übersetzung ohne menschliche Zusätze unter den Armen des Landes zu herabgesetztem Preis, nötigenfalls unentgeltlich, verbreiten wollten". Eine Festschrift zum 100jährigen Jubiläum im Jahre 1912 berichtet ausführlich über die damaligen Produktionsmethoden (siehe Industriebau 3/78). Heute vertreibt die Deutsche Bibelstiftung ungefähr
eine Million Bibeln pro Jahr, von denen etwa 500000 in eigener Druckerei
produziert werden und der Rest über Fremd bezug abgedeckt wird. Die eigene Druckerei verfügt daneben fast über eine Monopolstellung für den Druck von Bibeln im Urtext, Hebräisch und Griechisch. etwa 60000 Stück pro Jahr. Im gleichen Hause untergebracht ist der Europäische Produktionsfonds, eine Leit stelle für die Produktion von einer weiteren Million Bibeln in den ost- und südeuropäischen Raum und nach Afrika. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Bibelanstalt verlagert sich kontinuierlich in Richtung Verlagshaus mit Vertrieb, Lager und beschränktem Druckereibetrieb für Spezial ausgaben. Die Entwicklung vom handwerklichen Druckereibetrieb
zur mechanischen Fertigung vollzog sich am traditionellen Standort.
Angesiedelt in der Nähe des Stadtzentrums, umgeben von bürgerlicher
Wohnbebauung, war das Bibelhaus lange nicht nur Produktionsstätte von
Bibeln, sondern auch Zentrum wissenschaftlicher Bibelübersetzung,
Treffpunkt von Bürgern für Diskussionen und Bibelmuseum
für viele Schulklassen aus dem Stuttgarter Bereich, die bei dieser
Gelegenheit auch die Herstellung von Bibeln miterleben konnten. Nach dem 2. Weltkrieg begann sich dies zu ändern.
Die zunehmende Technisierung des Setz- und Druckvorganges und in der
Buchbinderei führte bei industrieller Fertigung zur Störung der
umliegenden Wohnbereiche durch Lärm und teilweise Staub und Gerüche.
Auch die Abwasserfrage war nicht wie bisher zu lösen. Die Stadt ,,rundherum" änderte sich rasch; starke Verkehrsaufkommen führten zum Ausbau der Hauptstätter Straße zu einer Art Stadtautobahn und trennte den Standort vom Stadtzentrum und vom Publikumsverkehr. Verwaltungen und Behörden ziehen in die umliegenden Wohnquartiere; ein Teil dieser Gebäude bedarf dringender Renovierung. Raum für den ruhenden Verkehr, Grünzonen zur Erholung findet man in annehmbarer Entfernung kaum noch. War dies wirklich noch der traditionelle Standort, oder könnte er es wieder werden? Seit 1964 wurden viele Überlegungen angestellt, ob man einen neuen Standort suchen sollte und wenn ja, wo. Ein Architektenwettbewerb brachte erste Vorschläge - doch die Grundstücksfrage war nicht zu lösen. Erst Ende der 70er Jahre ergab sich eine Realisierungsmöglichkeit auf dem Grundstück Probststraße - Balinger Straße. 1.4
Zielsetzung Der Neubau als ,,Bibelhaus"
soll die verschiedenen Bereiche der Bibelarbeit, der Bibelgesellschaften
und der Druckerei verbinden. Um die Beziehungen zwischen Verwaltung, Vertrieb, Druckerei und Binderei genau zu ermitteln, wurde eine Ist-Aufnahme am bisherigen Standort durchgeführt und für die einzelnen Bereiche eine Sollplanung erstellt Dabei ergab sich, dass die Nutzflächen der
Verwaltung um etwa 20% zu erweitern und die Flächen für ein Fertiglager
(bisher in Miete) neu zu schaffen sind; im Bereich der Druckerei sollte
die Neuplanung zu einer Rationalisierung und Modernisierung führen mit
kleineren Korrekturen bei den Fertigungskapazitäten. Neu zu überlegen waren die Bereiche Gruppenarbeitsraum und Ausstellungshalle. Eigenheiten der Druckerei von Bibeln ergeben sich daraus, dass die Materialflussmengen, von einigen qualitativ unbedeutenden Fällen abgesehen, eindeutig aufeinanderfolgende Verarbeitungsstufen oder davon Zwischenlager verbinden. Dabei sind die Materialflussmengen mit durchschnittlich 110 bewegten Paletten pro Tag sehr gering. Solange Fertigungsteile oder Sortiment sich nicht stärker ändern, bleibt folglich allein die Reihenfolge der Verarbeitungsstufen für die Zuordnungsbedingungen maßgebend. Veränderungen der durchgesetzten Materialmengen beeinflussen lediglich Art und die Anzahl der eingesetzten Transportmittel. Ein ideales Fertigungsschema leitet sich für die
Produktion daher aus nur zwei Sachverhalten ab: A Lagertechnik. Transportmittel und
Transporthilfsmittel sind im Wesentlichen für alle Lagerbereiche gleich.
Folglich ist es zweckmäßig, sämtliche Lagerbereiche räumlich
zusammenzufassen. - Hohe Flexibilität beim
Einsatz der Transportmittel - Konzentration von Flächen
mit gleichen lüftungstechnischen und brandschutztechnischen Merkmalen. B Die Fertigungsbereiche: Drucken, Falzen,
Zusammentragen, Binden und Fertigmachen sind einander in dieser
Reihenfolge linear eindeutig zu geordnet. Jeder dieser
Fertigungsbereiche ist außerdem zwei aufeinanderfolgenden Lagerbereichen
zugeordnet. Sie bilden einen Fertigungshauptstrang. Die
Fertigungsbereiche: Zentrales Zuschneiden, Deckenanfertigung und
Goldschnitt haben jeweils drei Zuordnungsbeziehungen zu anderen Be reichen
und keine oder nur geringe Kommunikation mit den Lägern. Sie bilden einen
Fertigungsnebenstrang. C
Daraus ergibt sich für das
Ideal-Ablaufschema folgende Charakteristik: Anordnung des
Fertigungsnebenstranges als lineare Abfolge der Fertigungsstufen mit - Parallelschaltung des
Fertigungsnebenstranges - Parallelanordnung der zentralisierten Lagerbereiche. 1.6 Städtebauliche
Situation Für den Stadtteil Möhringen hat das Stadtplanungsamt der Stadt Stuttgart einen Rahmenplan vorgelegt, der versucht, den Durchgangsverkehr aus dem Kernbereich heraus zuhalten; in diesem Zusammenhang wurde ein Bebauungsplan Probststraße erstellt, der durch den Ausbau der Probststraße eine günstige Erschließung der nördlichen Siedlungsgebiete und eine Entlastung der Parksiedlung vom Schleichverkehr gewährleisten sollte. In diesem Bebauungsplan war auch das zu bebauende Grundstück als Mischgebiet ausgewiesen. Das vorhandene Grundstück und die durch den
Bebauungsplan geforderte Gebäuderichtung erschwerten die Anpassung an das
Ideallayout. Einige unterschiedliche Überlegungen und Möglichkeiten
zeigen die Skizzen. Planung Das zur Verfügung stehende Grundstück mit den aus
dem Bebauungsplan hervorgehen den Bestimmungen wies folgende Einschränkungen
auf: - Bebauungsrichtung schräg zu den Grundstücksgrenzen - Erschließung an nur 2 Punkten - GRZ 0.3 GFZ 1,00 bei 10500 m2 Grundstücksfläche - Grünflächenanteil von 20% - Höhenentwicklung von West nach Ost. Aus diesen
Gegebenheiten resultierende Planungsprämissen: - Versetzte Baukörper - Erschließungsstraße und Anlieferung von Süden - Mehrgeschossigkeit - bei ca. 11000 m2 geforderter Nutzfläche die
Anordnung eines Kellergeschosses. - Anordnung des höchsten Gebäudes (Verwaltung) im
Osten. ergänzend dazu noch
die von der Bauherrschaft gewünschte Teilungsmöglichkeit des
Baukomplexes zwischen Verlag mit Versandlager und Produktion. Grundrisse Von zehn verschiedenen Bebauungsvorschlägen wurden 5
in die engere Wahl gezogen und nach einem Bewertungsschema in
Zusammenarbeit mit dem Projektausschuss der Bauherrschaft sowie den
Arbeitnehmervertretern einer Punktbewertung unterzogen. Die einzelnen Kriterien sowie deren Richtung sind aus
Abb. 6 ersichtlich. Gewählte Lösung Alternative 5: Der Bebauungsplan legte fest, dass nur an der Balinger Straße bis zu einer Höhe von 16 m gebaut werden durfte; so ergab sich der Standort für die neue Verwaltung in diesem Bereich. Um die Höhendifferenz vom Verwaltungsgebäude (16 m) zu den Gebäuden der Parksiedlung zu mildern, wurde eine Zwischenzone mit auf einem Untergeschoss stehender eingeschossiger Ausstellungshalle und freizügiger, umlaufender Terrassierung vorgesehen, die zum Straßenniveau führt, aber auch zur Ausstellungshalle und deren Fenstern, wo eine in die verschiedensten Themenbereiche gegliederte Ausstellung einen Einblick in die Arbeit der Bibelgesellschaften gibt. Auf dem Gelände sind unter dem Sammelbegriff »Deutsche
Bibelstiftung" mehrere juristisch unabhängige Gesellschaften
untergebracht, für die auch mögliche Gebäudeabtrennungen zu planen
waren; trotzdem war die Einheit zu wahren.
Dem Verlag steht mit Ausstellungshalle, Verwaltungs-,
Lektoren-, Schulungs- und Besprechungsräumen
das Verwaltungsgebäude zur Verfügung (Haupteingang). Über breite
Treppen und begrünte Terrassen erfolgt der Zugang zum Verwaltungsgebäude.
Man betritt die Ausstellungshalle und
kann von hier über den Empfang, der gleichzeitig den Buchverkauf für
Passanten übernommen hat, das Treppenhaus und einen Aufzug in die Bürogeschosse
erreichen. In der Halle selbst sind die unterschiedlichsten Exponate zu
besichtigen - es ist daran gedacht, auch alte Druckstöcke und Folianten
auszustellen. Für Schulklassen, die sich auf den Terrassen, geschützt
vom Verkehr, sammeln können, stehen ein Gruppenarbeitsraum und ein
Pausenraum mit Automaten zur Verfügung. Es ist daran gedacht, dass über
eine besondere Wegeführung auf der Nordseite des Gebäudes auch eine
Besichtigung der Druckerei erfolgen kann. Für alle Betriebsangehörigen ist eine Kantine mit Wärmküche
in diesem Erdgeschossbereich, die von allen Betriebsstätten trockenen Fußes
zu erreichen ist, untergebracht. Die Büroräume im 1.-3.
Obergeschoss sind durch ein Versetzen der Baukörper so gegliedert, dass
keine langen Flure entstehen und in jedem Geschoss Konferenzräume, Teeküchen
und Sozialräume sich organisch eingliedern und leicht zu erreichen sind. Bewusst wurde auf Großraumbüros verzichtet und die
kleinste Einheit so bemessen, dass zwei Personen Raum finden. Die Fenster
sind nach Ost-West gerichtet und mit außenliegenden Sonnenstores geschützt.
Alle Räume können natürlich belüftet werden. Kabelkanäle ermöglichen, dass auch späterhin alle
technischen Anschlüsse von Datengeräten etc. nachträglich installiert
werden können. Die Innenwände sind aus Gips, versetzbar, so dass auch
Raumgrößen bei Bedarf verändert werden können. Teppichboden und Schallschluckdecken sorgen für eine
ruhige, wohnliche Atmosphäre, wie sie für die Tätigkeiten von Lektoren
benötigt werden. Bindeglied zwischen Verlag und Druckerei ist das
zweigeschossige Vertriebsgebäude. Das Vertriebsgebäude erhält über Rampen und Hebebühne
Druckereierzeugnis se aus Fremddruckereien und steht über direkte Flure
mit der eigenen Druckerei in Verbindung. Die Bücher werden im 1. Obergeschoss oder im
Untergeschoss in Regalen oder auf Paletten gelagert und, für Kommissionen
zusammengetragen, über eine Be-reitstellungs- und Verpackungszone im
Erdgeschoss und die Rampen wieder zum Versand gebracht. Ein großer hydraulischer Lastenaufzug (auch zur
Aufnahme von Gabelstaplern geeignet, 3.5 t) übernimmt den
Vertikaltransport. Die Druckerei ist in drei Produktionshallen mit hohem
technischem Ausbau untergebracht. Das Untergeschoss dient im Wesentlichen
zur Aufnahme des Rohpapierlagers, da für den Druck von Bibeln besondere
Papierqualitäten erforderlich sind. Eine kontinuierliche Anlieferung des
Papiers ist nicht immer möglich; daher ist eine Vorratshaltung
erforderlich. Weiterhin befinden sich hier die Umkleide" und Waschräume
für die Mitarbeiter, die über einen gesonderten Zugang von außen über
Ausweisleser zu erreichen sind. Eine interne Treppe führt in die
Produktionshallen. Die Be- und Entlüftung erfolgt im Wesentlichen über
ein hochliegendes Fenster band. In der westlichen Halle stehen drei große
Druckmaschinen mit besonderen Bedingungen an die Raumluft (70%
Luftfeuchte) sowie die Falzmaschinen. Im Kern zur nächsten Halle befinden
sich Toiletten anlagen, Teeküche sowie die Vertikalerschließung
(hydraulischer Aufzug,
Treppenanlage). In der nächsten Halle sind Setzerei, Plattenkopierraum, Dunkelkammer und das Zusammentragen (Maschinen) untergebracht. Halle drei in offener Verbindung zu Halle zwei enthält Goldschnitt, Heftautomaten, Trocknungsanlage, Dreimesserautomat, Klebebindemaschine. Deckenfertigung, Kompaktstraße sowie die Verpackungsmaschine. Die Betriebsleitung für die Druckerei ist im Vertriebsgebäude untergebracht und über einen Eingangsbereich mit der Druckerei verbunden. Die Druckereihallen können über die Westseite ebenerdig mit Lkw befahren werden, um den Transport auch schwerer Maschinen innerhalb der Hallen zu gewährleisten. Gestaltungsfaktoren waren betriebswirtschaftlicher,
fertigungstechnischer, arbeitswissenschaftlicher und architektonischer
Art. Maßstab waren u. a. folgende Überlegungen: Die Gebäudegruppe dient einem Produktionsbetrieb,
der im Kostenwettbewerb steht. Die Investitionen sollen deshalb nicht über
den Rahmen üblicher Industriebauten hinausgehen. Die Sprache der
Architektur soll das Image des Bibelhauses als dienen der Anstalt
unterstreichen, aber auch deren Beständigkeit veranschaulichen. Da es
wichtig ist, auch junge Menschen anzusprechen, soll durch die Architektur
eine einladende, heitere Atmosphäre geschaffen wer den. Diesem Ziel dient
schon vom Fußgängerbereich der Straße ab der gewählte farbige
Bodenbelag des Eingangsbereiches - nicht Eingangsstraße in ein Fabrikgelände,
sondern Fußgängerführung zu einer Terrassenlandschaft -
Ausstellungshalle -Haupteingang. Für die Mitarbeiter war eine unpersönliche Raumform
zu vermeiden und die Möglichkeit zur Identifikation zu bieten. Für die
Nachbarschaft sollte trotz eines Bauvolumens von 50000 m3 ein Einfügen
der Gebäude in die umliegenden Strukturen erreicht werden. Die gestaltenden Materialien Klinker, natur belassene Holzteile der Fenster und Verkleidungen, z. T. auch textile Böden, sind durch die gewählte Baukörperform und das Maßsystem von 1,20 m als kleinster Einheit gegliedert. Anfassbar und erlebbar sollen sie helfen, Assoziationen zwischen Arbeiten und Wohnen entstehen zu lassen und die harte Trennung der Lebensbereiche zu vermeiden. Versuch, der Funktionsentmischung (Charta von Athen)
entgegenzuwirken durch Ansiedlung eines umweltfreundlichen
Betriebes an den Rand einer Parksiedlung, in Fußgängerentfernung
zu Wohnbereich und Zentrum. Arbeiten und Wohnen. 0 Öffnung der Grün- und Außenanlagen des Betriebes
für die Bürger an Werk - und Feiertagen. Bepflanzung soll Baukörper und
Gesamtanlage zu integrierten Bestand teilen des Wohnbereiches machen. Umweltgutachten vor Baubeginn - Prognose und Maßnahmenkatalog
für Planung - z. B., zur Vermeidung von Lärmemissionen,
Schwerbetonfassade mit vorgemauerter Klinkerschale. Zur Erhaltung des
Mikroklimas teilweise Begrünung der Dachflächen (Hallenbereich
Verwaltung). Rücksichtnahme
auf Grundwasserströme durch Maßnahmen bei der Gründungs- und
Drainageausbildung nach enger Zusammenarbeit mit Geologischem Landesamt
und Wasser wirtschaft. Umweltgutachten nach Bau der Anlage zur Kontrolle. Funktion: Bewusste Rückkehr zu m Zellenbüro und zu
stark gegliederten Produktionshallen als kleinstmöglichen Einheiten, um
Massenarbeitsplatz und oft damit verbundene Entpersönlichung zu
vermeiden. Bautechnik: Klinkervormauerung als echte Schale vor Betonfertigteilen (die auch als Wetterschutz während der Ausbauphase dienten) auf an Ankern vorgehängten Fertigteilbalken mit ununterbrochen durchgängiger Luftschicht. Planungsprozess: Versuch einer Einbeziehung der Mitarbeiter in den Planungsprozess, stufenweise Sachaufklärung und nutzernahe Plandarstellung, z. B. farbig, kleine Bereiche als Teilelemente, Videofilm etc. als Vorbereitung zur Mitentscheidung in Teilbereichen und im Bauausschuss. Dem übergeordneten Konstruktionsraster von 7,20 m x
7,20m ist ein Ausbauraster von 1,20 m x 1,20 m zugeordnet und gegenüber
dem Konstruktionsraster um 0,60 m verschoben. Innerhalb der Produktion ist
in jeder der drei Hallen im Erdgeschoss durch das weglassen der Mittelstützen
ein freier Achsabstand von 14.40 m in Ost-West-Richtung entstanden. Aufgrund der besonderen Anforderungen des Warenumschlages im Vertriebslager wurde hier der Stützenabstand auf 8,40 m in der Ost-West-Richtung vergrößert. Das gesamte Gebäude ist in seinen tragenden Stützen
und Decken aus Stahlbeton errichtet worden. Das statische System besteht
aus freistehenden, in Einzelfundamenten eingespannten Ortbetonstützen und
aus den aussteifenden Rippendecken, eben falls aus Ortbeton. Das
Dachtragwerk in der Produktion besteht aus einer Stahlkonstruktion mit 60
cm hohen Bindern, die die 14,40 m lichte Spannweite überbrücken, und den
Pfetten, die in einem Abstand von ca. 3,60 m das Trapezblech tragen. Auch
im Vertriebslager ist die Dachkonstruktion aus Stahl, hier jedoch wegen
der geringeren Spannweite nur aus 30 cm hohen Bindern. Die Decken in der
Produktion und im Vertriebslager sind als Rippendecken (d = 47cm) ausgeführt
und für eine Belastung von 2000 kp/m2 ausgelegt. Die Konstruktion mit
Rippendecken wurde deshalb gewählt, weil einerseits dadurch die
Kellerdeckenuntersicht von Unterzügen frei ist und andererseits eine
nachträgliche Änderung der Installationsführung (Deckendurchbrüche),
ins besondere des Elektroabschlusses der Maschinen, durch die geringe
Betondicke von nur 10 cm im Bereich zwischen den Rippen jederzeit ohne größeren
Aufwand durchführ bar ist. Auch im Verwaltungsgebäude wurde wegen der unterzugsfreien Konstruktion der Rippendecke der Vorzug gegeben, allerdings hier wegen der geringeren Lasten nur mit einer Höhe von 35 cm. Wegen der angenommenen Gefährdung durch Grundwasser, das während der Bau zeit allerdings nie höher als 1,50 m unter der Bodenplatte stand (Wasserspiegelhöhe des nahe gelegenen Probstsees jedoch gleich Straßenniveau), wurden zwar die hohen Kosten für eine dichte Grundwasserwanne als wirtschaftlich nicht vertretbar angesehen, jedoch entschied man sich für die Ausführung einer 20 cm dicken monolithischen Bodenplatte aus Sperrbeton mit einer Verschleißschicht aus Hartstoffestrich und darunter liegender 20 cm starken kapillar brechender Kiesfilterschicht. Durch diese Ausführung ist gesichert, dass keine Feuchtigkeit in die im Keller befindlichen Papierlagerräume eindringen kann. Eventuell auftretende feine Risse der Boden platte werden durch die monolithische Konstruktion auch an der Oberfläche sichtbar, können daher leicht geortet und wieder gedichtet werden. Fugendichtung alle 7,20 m x 14,40 m durch horizontal liegendes Fugenband an Unterkante Bodenplatte, Fugen auf Ausbauraster, d. h. z. B. 60cm neben der Kellerwand. Um auch die Dichtigkeit gegen anstehendes Wasser zu garantieren, wurden die Kelleraußenwände ebenfalls in Sperrbeton mit einer Dicke von 25 cm gegossen. Die notwendige Wärmedämmung im Bereich der Frosttiefe übernehmen auf der Innenseite in die Schalung eingelegte Mehrschichtverbund platten. Die gegen das Erdreich anstehende Außenseite der Kellerwände bleibt daher ohne Materialfuge und bietet durch einen zweimaligen Sperranstrich ausreichenden Schutz gegen Feuchtigkeit. Fugendichtung durch einbetonierte Fugenbänder, umlaufende Drainage. Die unterzugslose Rippendecke mit einer Dicke von 47
cm erhielt im Produktions- und Lagerbereich einen 2 cm dicken
Magnesit-Estrich. Dieser Belag erfüllt alle Anforderungen, die in einem
Industriebetrieb an den Estrich gestellt werden: nicht fußkalt, hohe
Druckbeanspruchung, kostengünstig und durch farbliche Beimischung dem
Farbsystem angepasst. Im Verwaltungsbereich wurde aus Gründen der Wärme- und Schalldämmung im Erdgeschoss schwimmender Estrich verlegt; in den Obergeschossen, den Bürotrakten, kam 5 cm dicker Verbundestrich zur Ausführung. Die notwendige Schalldämmung übernehmen hier der Teppichboden (gegen Tritt schall) und die durch den Verbundestrich dicker gewordene Deckenplatte (gegen Luft schall). Zusätzlich werden durch Unter decken aus Mineralfaser Schalldurchgänge vermieden. An den Dachaufbau werden durch die relativ hohe
Luftfeuchtigkeit von 70% in den Produktionsräumen besondere Anforderungen
gestellt. Obwohl das über den Pfetten liegende Trapezblech als Dampfsperre anzusehen ist, wurde wegen mancher entstehenden Lücken bei den Profilblechen noch eine Lage Dampfsperre aus Bitumen-Schweißbahn mit einer Einlage aus Glasvlies und Aluminium band aufgeklebt. Die Dämmschicht besteht aus 80 mm Polyurethan-Hartschaumplatten, schwer entflammbar. Als Dachabdichtung liegen drei Lagen Bitumenschweißbahnen übereinander, den Witterungsschutz über nimmt eine 5 cm hohe Kiesschüttung. Der gleichartige Dachaufbau wurde auch beim Vertriebslager und beim Verwaltungsgebäude angewandt. Die Flachbauten im Verwaltungsabschnitt erhielten auf diesen Dachaufbau eine Begrünung mit Sedumpflanzen. Die Mitarbeiter in der Verwaltung haben dadurch nicht den trostlosen Anblick eines Kiesdaches vor ihren Fenstern. Außer dem entstehen auf den Bepflanzungen im Sommer keine allzu hohen Oberflächentemperaturen, das Kleinklima wird ausgeglichener. Um den verschiedensten Ansprüchen, die an die Außenfassade
herangetragen werden (Wetterschutz, starke Wasserdampfdiffusion aufgrund
der hohen relativen Luftfeuchte, Verhinderung von Lärmimmissionen durch
die lauten Druckereimaschinen, äußeres Erscheinungsbild entsprechend dem
Image der Bibelstiftung) gerecht zu werden, fiel die Wahl auf eine
zweischalige Konstruktion mit Hinterlüftung. Die innere Schale besteht
aus 12 cm dicken Schwerbetonfertigteilen (Schallschutz, Wärmespeicherung),
die an das tragende Gerüst (Stützen und Stahldachkonstruktion) gehängt
sind. Vor diese Betontafeln ist mit einem lichten Abstand von 9 cm ein
Fertigteilbalken von 40 cm Höhe und 11,5cm Breite gehängt, der das
Klinkermauerwerk (Wetterschutz) trägt. Diese vor gehängte zweite äußere
Schale hat praktisch keine Verbindung mit der inneren und vermeidet so die
sonst nicht zu verhindernden Wärmebrücken. Auf der Außenseite der
inneren Schale ist die 5 cm dicke Wärmedämmung aus Mineralfaserplatten
befestigt, so dass der Luftspalt entsprechend den DIN-Vorschriften 4 cm
breit ist. Diese zweischalige Außenwandkonstruktion hat einen K-Wert von
0,756 W/m2 K. Auf der Innenseite wurden die Stahlbetonteile nur gestrichen. Um Ausblühungen beim Klinkermauerwerk schon vom Material her möglichst zu vermeiden, wurde ein besonders stark gebrannter Klinker, der sonst meist als Kaminkopfklinker Verwendung findet, vermauert. Der Mörtel wurde auf diesen Klinker abgestimmt. Sonnenschutz Die Entscheidung zugunsten der
Holzfester fiel aus Gründen des schlechten Wärmedurchgangs und der
niedrigeren Investitionskosten; die Unterhaltsarbeiten bei dem verwendeten
tropischen Meranti-Holz mit zweimalig eingelassener Holzschutzlasur wurden
dagegen von Bauherrenseite nicht allzu hoch bewertet. Bei allen Fenstern
wurde Isolierverglasung mit einem Luftzwischenraum von 12 mm eingebaut. Der Sonnenschutz liegt außen vor den Fenstern der Ost-, Süd- und Westseite. Der Behang besteht aus einem verrottungsfreien, von den Innenräumen aus noch durchsichtigen Kunststoffgewebe. Die zweischaligen Wände der Produktion und des Verwaltungstraktes sind durch eine geteilte Blechabdeckung vor Regen geschützt. Die sichtbare Blende wurde dabei dunkelbraun eloxiert. Beim Lager und dem eingeschossigen Hallenbereich im Abschnitt der Verwaltung kam eine Attikaausbildung aus weißem Verbundblech „Alucobond" zur Anwendung. (Schrägliegende Kittfugen von Betonfertigteilen sollten vermieden wer den.) Im Produktionsbereich und im Vertriebslager bestehen die Innenwände aus vollfugig gemauerten unverputzten Kalksandstein wänden. Als montable Trennwände wurden Holzmontagewände eingebaut. In der Verwaltung sind die Bürotrennwände aus 10 cm dicken Gipsplatten ausgeführt, da eine erhöhte Schalldämmung nicht gefordert war. Auf versetzbare Trennwände wurde verzichtet, da die potentielle Möglichkeit der Umsetzung bei der Struktur der Verwaltung sich als nicht notwendig erwies. Die Flachdächer sind innenliegend entwässert. Da der Kellerfußboden tiefer als die Rückstauebene liegt, konnten die Regen rohre nicht unter der Bodenplatte aus dem Gebäude geführt werden, sondern mussten, weil eine Regenwasserhebeanlage vermieden werden sollte unter der Kellergeschossdecke zu den Außenwänden geleitet werden und verlassen hier in halber Höhe das Gebäude. Für die im Untergeschoss angeordneten Waschräume musste allerdings eine Hebeanlage installiert werden, ebenso für die Drainage und das Regenwasser, das in der Tiefgarage anfällt. In der Druckerei der Biblia muss für die Herstellung
von Bibeln besonders dünnes Papier verarbeitet werden. Die Gewährleistung
einer einwandfreien Funktion der Druckmaschinen beim Papiertransport setzt
voraus, dass möglichst eine gleichmäßige Luftkondition mit einer hohen
relativen Luftfeuchtigkeit geschaffen wird, wobei als Forderung zunächst
75% Feuchte bei 21 °C genannt wurde. Die Berechnung der Luftmenge bei diesen Konditionen
unter Berücksichtigung einer adiabatischen Kühlung ergab Werte, die im
Produktionsbereich ohne Zugerscheinungen nicht zu bewältigen waren und außer
dem erhebliche Investitionskosten erforderten. Es wurden deswegen
Untersuchungen angestellt über die Betriebszuverlässigkeit und den
Kostenaufwand verschiedener Nachbefeuchtungssysteme, die heute in der
Druckindustrie eingesetzt werden: 1.
Luftbefeuchter mit Düsenzerstäuber, die mit Unterstützung von
Druckluft das Wasser zu feinem Nebel in der Luft zerstäuben. 2.
Nachbefeuchter im Kanalsystem, die mit übersättigter Luft
arbeiten, 3.
Luftbefeuchter nach dem Schleuderprinzip mit einer zentralen
Wasserversorgung, die beliebig im Raum verteilt werden und mikroskopisch
feine Wassernebel (Aerosole) in der Luft versprühen. Folgende Nachteile haben uns veranlasst, auf den
Einsatz der Lösungen 1. und 2. zu verzichten: 1.
Es lässt sich nicht vermeiden, dass Aerosole von der Luft
ausgeschieden werden, was insbesondere an der Oberfläche von kühleren
Gegenständen eintreten kann und dass die Düsen nicht tropffrei gehalten
werden können. 2.
Die Übersättigung der Luft im Kanalsystem führt zu
Aerosolausscheidungen im Kanalsystem und an den Auslässen, was die
Installation einer Wasserauffangwanne erfordert, in der jedoch auf Dauer
gesehen eine Keimbildung nicht ausgeschlossen werden kann. Außerdem dürfen
nur gerade Kanalstrecken installiert werden, was bei dem jetzigen
Maschinen layout jedoch nicht möglich wäre. 3.
Das Schleuderscheibensystem wurde in der bestehenden Druckerei der
Biblia mit Erfolg eingesetzt und ist außerordentlich preiswert. Die Konditionen der Dachlüftungsgeräte wurden
deshalb festgelegt auf 65% Innen luftfeuchte bei Außenluftverhältnissen
von T= 32°Cund Fr = 40%. Dabei wurde davon ausgegangen, da nur bei
extremen Luftverhältnissen die Anlagen an den Grenzbereich ihrer
Leistungsfähigkeit hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit geführt werden, während
bei normalen Klimaverhältnissen die Luftfeuchtigkeit von 75% rel. Feuchte
erreicht werden kann. Sollte sich nachträglich beim Betrieb der Druckerei herausstellen, dass die Luftfeuchtigkeit von 65% zu betrieblichen Störungen führt, kann eine Nachinstallation von Luftzerstäubern vorgenommen werden. Aus Gründen der Energieeinsparung wurde die Möglichkeit geschaffen, von den Produktionshallen aus den Frischluftanteil entsprechend der unterschiedlichen Luftbelastung bis auf einen festeingestellten Mindestanteil von 10% beliebig einzustellen. Bei einer Luftumwälzung von 118000 m³/h im Produktionsbereich mit einer Luftwechselrate von 9-16 LW/h betrugen die Investitionskosten 5,93 DM per m3 Luft inkl. MwSt. Heizung In einer Wirtschaftlichkeitsberechnung wurden die Möglichkeiten
der Beheizung mit 1. Erdgas über einen direkten Anschluss an das öffentliche
Gasversorgungsnetz, 2. einem Elektro-Wärmespeichersystem untersucht, mit
folgenden Ausgangswerten: Wärmebedarf: 580 kW bei zweischichtigem Betrieb 18 Vollheizstunden 385 kW bei einschichtigem Betrieb mit 10 Vollheizstunden Energiekosten: Nachtladung: 0,045 DM/kWh Gas: Arbeitspreis 2,67 Pf/kWh Jahresleistungspreis 17,20 DM/kWh Energieverbrauchskosten: Elektroenergie für Nachtspeicherung und Tagnachladung 54 000 DM/Jahr Gasverbrauch 57000 DM/Jahr Investitionskosten für Energiespeicherung: Elektro-Wärmespeichersystem mit Tag-Nachladung 275000 DM o. MwSt. Gasversorgung -Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wurde eine Wärmeversorgung mit Gasbeheizung gewählt. Die Verwendung von Öl wurde für das betreffende Bebauungsgebiet nicht erlaubt. Für eine interne Wärmeverbrauchsverrechnung auf verschiedene Kostengruppen sind in den einzelnen Versorgungslinien Messeinrichtungen vorgesehen. Beleuchtung Für die Ausleuchtung der Produktionshallen wurden auf der Grundlage der DIN 5035 ,,Innenraumbeleuchtung mit künstlichem Licht" mehrere Varianten untersucht mit folgenden Ergebnissen: Variante 1: Lichtbandreflektorleuchten mit Querlamellen 2x65 Watt, abgehängt, in Hallenlängsrichtung orientiert Beleuchtungsstärke: Em = 500 Lux Leistungsbedarf: P = 19,4 W/m2 Investitionskosten: K = 30,- DM/m2 Nachteile: Verstärkte Betonung der Hallenlänge, Abfall der Beleuchtungsstärken an den Hallenlängsseiten. Vorteile: Gute Gleichmäßigkeit der Lichtverteilung, geringe Beleuchtung. Aufhellung der Decke möglich, wenig Aufhängepunkte, einfache Montage. Variante II: Kastenreflektorbänder mit Leuchtstofflampen 1x65 Watt, quadratische Feldanordnung mit Knotenpunktverbindungen Beleuchtungsstärke: Em = 700 Lux (höhere Werte durch das Kreuzraster bedingt) Leistungsbedarf: P = 26,7 W/m2 Investitionskosten: K = 35,30 DM/m2 Vorteile: Gute lichtarchitektonische Wirkung durch Schaffung einer abgehängten Lichtdecke, bei der die Leistungs- und Kanalinstallation optisch verdeckt wird; hohe Gleichmäßigkeit und geringe Blendung Nachteile: Die Produktionshallen wirken optisch niedriger, Einschränkung der nutzbaren Höhe, geringe Anpassungsmöglichkeiten an Klimakanäle und Sprinklerköpfe Variante III: Kassetten-Aufbaurasterleuchten in Einzelaufhängung 4X65 W, Beleuchtungsstärke: Em = 500 Lux Leistungsbedarf: P = 19,4 W/m2 Investitionskosten: K = 26,80 DM/m2 Vorteile: Technisch leichte und optisch hervorragen de
Integration mit abgehängter Kassetten-Rasterdecke (akustische Maßnahme),
hohe Gleichmäßigkeit, geringe Blendung, Aufhellung der Hallendecke möglich,
unkomplizierte Anpassung an Deckeninstallation. Nachteile: In Bereichen mit Staubanfall (Papierstaub) wegen der Ablagerung nur begrenzt einsetzbar, weil Aufhängepunkte. Ausgeführt wurde die Variante l, wobei aus wirtschaftlichen Gründen eine Bestückung mit Lumilux-Röhren 2x65 W gewählt wurde. D. Sommer / Edwin Bopp
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